Es ist davon auszugehen, dass KI in Zukunft an Relevanz gewinnen und sich das Verhältnis zwischen traditionellem Coaching und KI-gestützten Formaten spürbar verändern wird. Auch wenn KI das Coaching nicht verdrängen wird, so wird es doch radikal neu sortiert werden. Durch die wachsende Bedeutung von KI erhöht sich der Druck auf menschliche Coaches, einen klaren Mehrwert für ihre Klienten zu bieten und eine Beziehungsqualität zu schaffen, die über das hinausgeht, was KI leisten kann. Worauf sollten Neueinsteiger am Coaching-Markt achten und welche Kompetenzen sind in Zukunft vorrangig gefragt?
Zusammenfassung
Ja – dort, wo Coaching als austauschbares Frage-Antwort-Gespräch verstanden wird. Standardisierte Anliegen lassen sich bereits heute durch KI-gestützte Prozesse abdecken. Gleichzeitig bleibt Coaching als zwischenmenschliche Entwicklungsbeziehung mehr als informationsverarbeitende Routine. Wie Holger Thiel in seinem Beitrag im Coaching-Magazin herausstellt, sind „für Hilfe und Beistand im Coaching […] anspruchsvolle emotionale und kognitive Fähigkeiten wie Einfühlungsvermögen, Ganzheitlichkeit, Offenheit und das Hegen von guten Absichten wesentlich“ (Thiel, 2024). Gleichzeitig betont er, dass „insbesondere jene Coaching-Angebote, die in starkem Maße toolbasiert sind, einen hohen Grad an Standardisierung aufweisen und somit technisch vergleichsweise gut abbildbar sind, […] Gefahr laufen, aufgrund der Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaft von wesentlich kostengünstigeren und niederschwellig verfügbaren KI-Anwendungen ersetzt zu werden“ (ebd.).
Demnach gilt: Wird Coaching als Begegnung zwischen Menschen gefasst, ist die Vorstellung eines vollständigen Ersatzes durch KI skeptisch zu betrachten; KI ist dann primär Werkzeug und Verlängerung der professionellen Praxis, nicht ihr Substitut.
Im Coaching-Magazin lesen Sie zahlreiche aktuelle Fachbeiträge zum Thema KI im Coaching.
Coaches, die KI-Systeme in ihrer Arbeit nutzen und einsetzen, sollten sich im Vorfeld mit möglichen Risiken und Gefahren auseinandersetzen. Dabei geht es um folgende Themenfelder (Franke, 2023):
Auch wenn der Einsatz KI-gestützter Formate Risiken birgt, bieten KIs nichtsdestotrotz ein großes Potenzial im Bereich Coaching. Wer in der Lage ist, KI als sinnvolle Unterstützung und Erweiterung des Werkzeugkoffers zu nutzen, wird davon profitieren. Chancen für Coaches (vgl. Franke, 2023):
In seinem Buch KI-Coaching (2025) beschreibt Harald Geißler, wie KI sinnvoll im und für Coaching genutzt werden kann.
Es ist davon auszugehen, dass sich in den nächsten Jahren Coachings mit niedrigkomplexen, kostensensitiven Anliegen zunehmend zu KI-Tools verlagern werden. Dagegen könnte die Nachfrage nach hochkomplexem, kontextreichem Coaching mittelfristig sogar wachsen: Führung in Transformation, Teamkonflikte, Kulturwandel, Nachfolge und Resilienz sind Themen, in denen Beziehung, Ethik, Kontextsensibilität und Organisationserfahrung entscheidend sind. Aktuelle Fachbeiträge betonen: Ein „KI-Coach“, der alles ersetzt, scheitert absehbar an Datenschutz, Haftung, Akzeptanz und Beziehungsqualität (Franke, 2023).
Coaches, die künftig konkurrenzfähig bleiben möchten, müssen sich mit Auswahl, Prompting und verantwortungsvollen Nutzung von KI-Tools auskennen und über die Fähigkeit verfügen, KI-Outputs zu prüfen, zu dokumentieren und transparent zu machen. Daneben sind die Auseinandersetzung mit Datenschutz und Ethik, die Einbindung evidenzbasierter Tools und von Blended-Learning-Formaten sowie eine qualitative und quantitative Evaluation wesentliche Kompetenzen, die einen Coach künftig konkurrenzfähig machen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Coaches werden nicht durch KI-Programme ersetzt – aber Coaches ohne KI-Kompetenz werden durch solche ersetzt, die beides können.
KI zwingt Coaching zu mehr Profil, Evidenz und Ethik – und eröffnet enorme Hebel für Qualität und Skalierung. Wer jetzt in Ausbildung, KI-Kompetenz und klar positionierte Angebote investiert, wird auch in Zukunft erfolgreich als Coach arbeiten können. Wer abwartet, überlässt anderen das Feld.