Cover: Humble Inquiry. Vorurteilsloses Fragen als Methode effektiver Kommunikation.
Edgar. H Schein

Humble Inquiry. Vorurteilsloses Fragen als Methode effektiver Kommunikation.

Rezension von Dr. Christine Kaul

2 Min.

Wer Edgar H. Scheins Veröffentlichungen kennt, merkt schnell, dass der Autor immer wieder von immer den gleichen Fragen der Beziehungsgestaltung okkupiert ist. Schon sein Fragebogen und Interviewleitfaden zum Karriereanker waren frühe Beispiele für "Humble Inquiry". Daher findet der Ed-Schein-Belesene im vorliegenden Buch "Humble Inquiry. Vorurteilsloses Fragen als Methode effektiver Kommunikation" zwar nicht viel Neues, aber dafür – wie immer – viel Lesens- und Bedenkenswertes.

Schein unterscheidet drei Arten von Demut: die Demut, die wir gegenüber Älteren und Würdenträgern empfinden, diejenige, die wir gegenüber Menschen empfinden, die Überragendes geleistet haben und die "Demut im Hier-und-Jetzt". Letztere ist es, die ihn in diesem Buch beschäftigt. Diese Demut entsteht, wenn wir von anderen abhängig sind, etwa in unserer Leistungserbringung am Arbeitsplatz. Schein richtet seinen Appell für Demut im Hier-und-Jetzt insbesondere an höherrangige Führungskräfte, die de facto abhängig sind von der Kooperation nachgeordneter Mitarbeiter.

Im zweiten Kapitel belegt der Autor seine Thesen mit Fallbeispielen, wobei er aus eigenen Erfahrungen berichtet, Verhaltensoptionen aufzeigt und deren Für und Wider diskutiert, um letztlich den Leser teilhaben zu lassen an seinen resultierenden Lernerfolgen. Er differenziert im Folgenden unterschiedliche Fragetypen, recht kurz und tatsächlich wenig passend und stimmig im Gesamtzusammenhang des Buchs: Wie Schein immer wieder deutlich macht, ist Humble Inquiry ganz und gar kein "Fragetyp", sondern eine moralische Haltung und eine Beziehungsgestaltung, die sich der gegenseitigen Abhängigkeit bewusst ist.

Das Fehlen von Demut und die daraus folgende konkurrenzbetonte, abwertende Beziehungsgestaltung sind nach Ansicht des Autors der westlichen, insbesondere US-amerikanischen Wertekultur inhärent. Schein fordert seine Leser auf, sich dieser Tatsache bewusst zu sein und gibt im Abschlusskapitel Hinweise, wie die Haltung des "Humble Inquiry" entwickelt werden kann: Lernängste verlieren, langsamer werden, nachdenken, achtsamer und kreativer sein etc.

Am Ende jedes Kapitels findet sich eine Zusammenfassung; außerdem laden Fragen an den Lesenden dazu ein, die Lektüre auf die eigene Arbeitssituation zu übertragen. Die im Vorwort von Gerhard Fatzer empfohlenen Filmausschnitte mit Ed Schein auf der Website des TRIAS-Instituts wird man leider (zu) lange suchen.

Fazit: Scheins Veröffentlichung stellt eine leicht zu lesende, anregende Lektüre für Führungspersonen und andere dar, zur Auffrischung der kommunikativen Fertigkeiten und respektvollen Beziehungsgestaltung.

Dr. Christine Kaul

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