Cover: Coaching verkaufen – Provokative Denkanstösse für Coaches. Zürich: Orell Füssli.
Eugen W. Schmid

Coaching verkaufen – Provokative Denkanstösse für Coaches. Zürich: Orell Füssli.

Rezension von Petra Jagow

3 Min.

Das einzig Provokative an diesem Buch ist leider der Titel, denn entgegen der Ankündigung des Klappentexts enthält es eben leider nicht "viele sehr konkrete Tipps und Hinweise" für Praktiker, sondern bietet eher eine Entscheidungsgrundlage für Personen, die Coach werden wollen.

Ein weiterer Kritikpunkt am Autor und seinem Buch ist der Schreibstil, in dem die Überlegungen entwickelt und präsentiert werden. Entgegen der durchgängig postulierten erforderlichen Kundenorientierung eines jeden Coachs als Dienstleister fehlt genau diese Art der Ansprache an den geneigten Leser. Vielmehr liest sich der gesamte Text wie das Vorlesungsskript eines Professors an der Universität, angereichert mit Definitionen und Ausrufezeichen für besonders zu beachtende Zusammenhänge. Ein Beispiel: "Ohne Führungskräfte gibt es kein Führungskräfte-Coaching. Ohne Führungskräfte-Coaching gibt es aber immer Führungskräfte. Coaching hat nur mit Abnehmern eine Existenzberechtigung!"

Für die Zielgruppe der angehenden Coachs stellt dieses Buch eine absolut sinnvolle Grundlage zur Selbstüberprüfung dar. Was in diesem Zusammenhang fehlt, wäre dann jedoch noch eine Art Einstiegspassage zur persönlichen Motivation - warum will ich eigentlich Coach werden?

Dafür werden alle folgenden Aspekte ausführlich beleuchtet: Was verkaufen wir? An wen? Wie und wo? Wie erreicht man uns? Wie machen wir auf uns aufmerksam? Was erhalten wir für unsere Dienstleistung? Wie messen wir den Erfolg unserer Arbeit? Welche Bücher sind wichtig? Welche Verbände und Organisationen sowie Ausbildungsanbieter gibt es? Und wie suchen und wie finden wir, aber auch unsere Klienten, im Internet?

Im aufschlussreichsten Kapitel - Was erhalten wir für unsere Dienstleistung? - wird zum Beispiel auf der Basis einer ordentlichen Freiberufler-Kalkulation die unternehmerische Seite erörtert, es werden auch konkrete Preisspannen benannt. Leider fehlt dann - wie an anderen Stellen auch - ein konkretes Praxisbeispiel, wie man den als angemessen ermittelten Preis denn auch gegenüber Auftraggebern verargumentiert und durchsetzt.

Die strukturellen Betrachtungen, die ausdrücklich in Frageform formuliert werden und so zur Diskussion anregen sollen, sind in sich insgesamt schlüssig, decken sich von den Erkenntnissen her meines Erachtens mit der Praxis im Tagesgeschäft. Auf wissenschaftlichen Anspruch oder Fundierung wurde verzichtet, und kann aufgrund der Plausibilität auch gut verzichtet werden.

Für schon im Markt agierende Coachs findet sich also nicht viel Neues, denn diese müssen auf die hier diskutierten Fragestellungen für sich selbst bereits Antworten gefunden haben.

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