Rezension von Janine Wunder

3 Min.

Der US-Amerikaner Donald Miller, bekannt für seine Publikationen im Bereich Storytelling, Marketing und Persönlichkeitsentwicklung, wendet sich in „Coach Builder an Menschen, die mit ihrem Expertenwissen ein profitables Coaching-Business aufbauen möchten. In acht systematisch aufgebauten Schritten vermittelt er, wie sich Fachwissen in ein marktfähiges Angebot überführen lässt – mit klarer Struktur, konkreten Beispielen und hilfreichen Vorlagen.

Auf den ersten Blick wirkt der Titel reißerisch, fast wie eine Blaupause für schnellen Erfolg. Doch Miller liefert mehr als das. Er benennt klar, dass ein funktionierendes Business auf strategischem Aufbau, Marktverständnis und konsequenter Umsetzung basiert. Viele Experten – so auch ausgebildete Coaches – bleiben in ihrer Expertise stecken und unterschätzen die unternehmerischen Anforderungen, die nötig sind, um ein tragfähiges Angebot zu entwickeln und den Markt tatsächlich zu erreichen. Miller holt die Lesenden genau hier ab und bietet dafür ein nachvollziehbares und gut strukturiertes Framework.

Was differenziert betrachtet werden muss, ist Millers weit gefasster Coaching-Begriff. Er richtet sich zwar explizit an „Coaches“, doch meint er damit vor allem Experten, die ihr Wissen weitergeben möchten – unabhängig davon, ob sie über eine fundierte Coaching-Expertise und -Ausbildung verfügen oder nicht. Eine klare Trennung zwischen Coaching, Beratung und Mentoring bleibt aus. Aus Sicht der professionellen Coaching-Szene ist dies kritisch zu sehen, befeuert es doch den wachsenden Markt selbsternannter und oft unseriöser Coaches.

Trotzdem greift Miller zentrale Herausforderungen auf, die auch für professionell ausgebildete Coaches relevant sind: Wie positioniere ich mich? Wie entwickle ich ein Geschäftsmodell, das nicht nur Sinn macht, sondern sich auch trägt? Wie finde ich meine Zielgruppe, kommuniziere mit ihr und baue eine funktionierende Customer Journey auf? Basierend auf seinen früheren Publikationen stellt Miller dieses Wissen neu zusammen, liefert praxisnahe Vorlagen, die sofort einsetzbar und an die eigenen Ideen adaptierbar sind. Seine Sprache ist klar, motivierend und nah an der Realität – ohne überdrehte Versprechen (auch wenn die Beispiele vielleicht etwas zu unkompliziert erscheinen).

Vom eigenen Angebot und Zielgruppenverständnis über Lead-Gewinnung bis zu Automatisierung und Skalierung zeigt Miller verständlich auf, welche Schritte für einen Geschäftsaufbau unerlässlich sind. Positiv hervorzuheben ist seine realistische Haltung: Er romantisiert weder Unternehmertum noch Coaching, sondern macht deutlich, dass langfristiger Erfolg Einsatz, Reflexion, Vernetzung und Geduld erfordert – nicht nur im (Coaching-)Business, sondern auch in der persönlichen Entwicklung. „Die Frage ist nicht, ob Sie das Zeug dazu haben […]. Die Frage ist, ob Sie sich die Mühe machen […] oder nicht.“ (S. 176)

Die Bedeutung zentraler Coaching-Skills wird nur kurz beschrieben. Dennoch trifft Miller mit seiner Beschreibung des Business-Aufbaus einen Nerv – gerade in einem Markt, in dem viele gut ausgebildete Coaches scheitern, weil sie nicht gelernt haben, sich selbst sichtbar zu machen und den unternehmerischen Anteil der Selbständigkeit ernst zu nehmen.

Fazit: Auch wenn die begriffliche Vermischung von Coaching und Expertenwissen kritisch zu sehen ist, kann das Buch Coaches dabei helfen, gezielt unternehmerisch zu denken und den entscheidenden Schritt vom Können ins Handeln und in die Sichtbarkeit zu gehen.

Janine Wunder

hello@janinewunder.de

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