Karin Martens-Schmid

Wo Coaching zu Hause ist. Beratungsräume und ihre Gestaltung im kulturell-gesellschaftlichen Kontext mit Fotografien von Olaf Pascheit.

Rezension von Thomas Webers

2 Min.

Coaching findet niemals im luftleeren Raum statt. Sondern in einem spezifischen Ambiente. Dieses wählt der Coach, dies gestaltet er oder sie und bietet es der oder dem Klienten an. Räume sind daher wie der Resonanzboden eines Instruments. Sie modulieren den Sound. Sie koppeln an und verstärken oder verfremden und inspirieren. Räume sind folglich Ressourcen, die genutzt werden wollen. Wie der Coach als Person mit seinem Background, seiner Lebenserfahrung.

Es ist das große Verdienst der Autorin und der von ihr besuchten Coaches, einer breiten Leserschaft Einblicke in diese Biotope zu gewähren. Porträtierende Interviews von herausragenden Coaches und deren Lebensgeschichte, Einstellungen sowie Hintergründen gibt es inzwischen zahlreiche. Doch die Raumgestaltung erzählt noch einmal eine andere, besondere Geschichte über den Coach. Karin Martens-Schmid macht dies einfühlsam, aber auch systematisch. Sie präsentiert 17 Coaching-Räume und damit Coaches. Der Fotograf Olaf Pascheit liefert hierzu beachtenswerte fotografische Perspektiven.

Martens-Schmid richtet zunächst den Blick auf die Räume als Begegnungsarrangements, um dann die Atmosphäre und die emotional-mentalen Qualitäten einzufangen. Besonderes, Persönliches, das den Coaches wichtig ist, wird dann erfragt. Und zum Schluss weitet sich der Blick der Autorin auf den jeweils umgebenden Ort.

Das ist Ethnografie. Die Autorin, selbst lange im Coaching-Geschäft, unternimmt Exkursionen ins Feld, das sie einerseits kennt, dass sie andererseits aber stets neugierig betritt. Sie führt Interviews mit den Coaches, die sie anschließend systematisch auswertet. Und daher schließt sich nach über 17 Stationen und 150 Seiten Fotos und Text eine systematische Auswertung über weitere 80 Seiten an: Ein Fachbuch über den dialogischen Raum im Coaching.

So führt die Autorin das Publikum in einer Tour d’Horizon durch die Sitzgelegenheiten, Tische, Kunst und Dekorationen, aber auch Natur, Werkzeuge und das Licht. Sie abstrahiert schließlich und ordnet die Coaching-Räume in einen gesellschaftlich-kulturellen Rahmen ein. Coaching erscheint als Spannungsfeld, als Gratwanderung zwischen Business und Privatheit, zwischen Funktionalität und Individualität, zwischen Ergebnisorientierung und Zweckfreiheit, zwischen Entschleunigung und Aufbruch. Die Coaching-Räume sind dafür die passende multifunktionale Bühne.

Fazit: Ein sehr schönes Buch, das zum Schmökern verleitet, und Coaching über die räumliche Ausgestaltung basal verständlich werden lässt.
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