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Peter Hawkins

Systemic Coaching. Delivering Value beyond the Individual.

Rezension von Dr. Michael Loebbert

3 Min.

Peter Hawkins und Eve Turner sind weltweit profilierte Coaches. Hawkins ist Professor an der Henley Business School (UK) und Vorstand der Bath Consultancy Group. Turner ist Inhaberin einer Firma für Coaching und Supervision. In ihren Personen verbinden sie mit ihrer Praxis Coaching-Theorie und Coaching-Forschung. Hawkins kennt zudem auch die deutschsprachige Coaching-Szene mit ihren systemischen bzw. systemtheoretisch informierten Protagonisten. In der Rahmung ihres Buchs brauchen die Autoren rhetorische Ansprüche wie der Beitrag von Coaching zur Lösung der Klimakrise oder die Behauptung mit ihrem Buch, Coaching auf eine neue Ebene zu führen. Diese können aus Sicht des Rezensenten nicht eingelöst werden.

Der Titel des Buchs beinhaltet aber das Versprechen, mit Coaching Wertbeiträge (für Unternehmen) zu leisten, welche über das Individuum, seine Erfolge und Handlungsziele hinausgehen. Systemtheoretische Konzepte werden pragmatisch direkt mit der betriebswirtschaftlichen Umsetzung in Verbindung gebracht. Diesen Kunstgriff übernehmen die Autoren von dem US-amerikanischen Coach Marshall Goldsmith, der mit seiner Konzipierung eines „Stakeholder Centered Coaching“ die Vorstellung von Organisation als „soziales System von Interaktionen“ methodisch für den Einbezug der Interessensgruppen in einen individuellen Coaching-Prozess nutzt. Mit einer Aufzählung von systemtheoretisch informierten Coaching-Konzepten, wie wir sie im deutschsprachigen Raum Praxistheoretikern wie Fritz Simon, Jürgen Kriz, Bernd Schmid und vielen anderen verdanken, werden Prinzipien „systemischen Coachings“ umrissen (S. 28f):

  1. Kontraktsteuerung im Kunden-Klienten-System
  2. Hypothesen für Interaktionen und Interaktionsmuster
  3. Soziale Systeme in Bezug auf andere soziale Systeme
  4. Unterscheidung von System und Umwelt als ökologisches System
  5. Einführung einer Beobachterperspektive
  6. Nichthintergehbarkeit der subjektiven Perspektive
  7. Verbindung von Beobachtungsperspektive und beobachteten Ereignissen
  8. Systemische Praxis im Coaching als Einbezug des organisationalen Kontexts.

Ohne das explizit zu begründen, wird, nach einer relativ knappen Darstellung des Ausgangspunktes von „systemischem Coaching“, auf den folgenden 200 Seiten die pragmatische Umsetzung systemtheoretischer Konzepte für Coaching zusammengefasst: (Kapitel 1) das weitlich bekannte „Seven-eyed Model“ für die Beobachterperspektiven, (Kapitel 2) Coaching als Strategie und Kultur für organisationalen Wandel, (Kapitel 3) Kontraktsteuerung im 360 Grad Modus, (Kapitel 4) Schlussfolgerungen für die Steuerung des Coaching-Prozesses, (Kapitel 5) Ausblick auf spezifische systemtheoretisch informierte Methoden und Interventionen, (Kapitel 6) Methoden für den bewussten Einbezug des ökologischen Systems („eco-system“), (Kapitel 7 und 8) Folgerungen für Supervision und Ethik, (Kapitel 9 und 10) Umsetzung in der Evaluation und in der Ausbildung von Coaching. Bemerkenswert ist auch der als Anhang konzipierte letzte Teil des Buchs mit Fallvignetten aus unterschiedlichen Regionen der Welt. Darin zeigt sich ein international gemeinsames Niveau der Reflexion von Coaching.

Fazit: Insbesondere für im deutschsprachigen Raum mit systemtheoretisch informierten Konzepten ausgebildete Coaches werden wichtige Lehrstücke für deren pragmatische Umsetzung auf der Höhe des internationalen Diskurses von Coaching dargestellt.

Dr. Michael Loebbert

Programmleiter Coaching Studies FHNW – Fachhochschule Nordwestschweiz
www.coaching-studies.ch
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