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Rudolf Heltzel

Psychodynamische Beratung in Organisationen. Integrative Konzepte und bewegende Begegnungen.

Rezension von Jan-Christoph Horn

3 Min.

Rudolf Heltzel – langjähriger Psychoanalytiker, Gruppenanalytiker und Supervisor, engagiert im Dialog zwischen psychodynamischer Theorie und Beratungspraxis – versteht sein Buch als Sammlung und Reflexion seiner Praxiserfahrungen. Er bezeichnet sich selber als „reflektierten Praktiker“ (S. 22). Das Angebot nimmt der Leser gerne an, da sich das Buch vom Aufbau, der sprachlichen Gestaltung und inhaltlichen Essenz gut erschließen lässt. 

Die Ausführungen Heltzels sind in der Tat durchdrungen von seinem Erfahrungswissen, dabei auf adäquatem Niveau im fachlichen Diskurs mit – dem integrativen Ansatz entsprechend – verschiedenen psychosozialen Bezugskontexten und mit wachem Blick auf Person, Organisation und Gesellschaft. Man merkt, dass den Autor selber interessiert, was er schreibt. 

Das Buch ist für Coaches interessant, weil es aufgrund der Praxisnähe und des integrativen Ansatzes kein psychotherapeutischer Traktat ist, sondern lebendig, hier und da sogar etwas ‚frech‘, Verbindungen herstellt zwischen Beratung und Psychodynamik, zwischen Organisation und Gruppe. Grundlegende Kenntnisse über psychodynamische Konzepte sind für die Lektüre zwar vonnöten – das Buch ist kein Lehrbuch –, aber der Autor hebt in seiner Fachsprache nicht ab, bezeichnet sich selber der Gruppe der Modernisierer der Psychoanalyse zugehörig (S. 31f), was sich mit einem Vermittlungsauftrag verbindet.

Heltzel stellt eingangs sein „Basiskonzept psychodynamisch-gruppenanalytischer Beratung im Spannungsfeld der Organisation“ (S. 36) vor. Dieses ist im Wesen davon geprägt, organisationale Begriffe psychodynamisch auszuleuchten: Aufgabenerfüllung hängt mit Instruktionserfahrungen zusammen, Kommunikation (auch in der Beratung) mit Übertragungsphänomenen, Führung ist Leiten durch Beziehung, Organisationen sind voller Triangulationen usw. 

Die Praxisbeispiele entstammen überwiegend dem sozialen Bereich und wohlfahrtsstaatlich-bürokratischen Organisationen. Das mag für im Business-Bereich tätige Coaches teilweise fremd, ja, unattraktiv erscheinen. Dem Impetus von Heltzel ist aber als Wahrnehmungserweiterung zuzustimmen: Beratung ist vor der Gemeinschaft verantwortetes Handeln. Zur Beratung gehört eine „Haltung reflektierter Parteilichkeit“ (S. 215). Nämlich immer dann, wenn selbstreflexive, beziehungsorientierte Arbeit gefährdet ist. Change-Konzepte übersehen diese Seite zwar keineswegs, doch der Autor liefert eine tiefgründige, psychodynamische und gruppenanalytische Argumentation dafür. Interessant, wenn auch in seiner Form ungewöhnlich und textkritisch anfragbar, ist dahinein das fiktive Gespräch mit Michel de Montaigne (lebte im 16. Jahrhundert), den Heltzel als Referenz für den Typ ‚Führungskraft und Berater‘ heranführt. Der Tenor lautet: Nutzt eure Erfahrungen für das Gemeinwohl! 

Hervorzuheben für die Rezeption in die Coaching-Praxis sind die Kapitel über Komplexberatung und Führung. 

Fazit: Das Buch strahlt psychodynamisches und gruppenanalytisches Licht in die Beratung. Erhellend!

Jan-Christoph Horn

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