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Christoph J. Schmidt-Lellek, Astrid Schreyögg

Philosophie, Ethik und Ideologie in Coaching und Supervision. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Rezension von Thomas Webers

3 Min.

Kein leichtes Thema - aber ein interessantes: Coaching zerfranst an den Rändern leider zunehmend ins Populäre. Es wimmelt nur so an Ratgeberliteratur ohne großen Tiefgang, die wirklich fachlich anspruchsvollen Beiträge zu den Titelthemen dieser Veröffentlichung sind eher selten. Das steigert die Aufmerksamkeit bei der Lektüre dieses Bands.
Die Herausgeber gliedern ihr Buch in drei Teile: 1: Philosophische Fragen, 2. Ethische Fragen, 3. Ideologiekritik. Im ersten Teil findet der Leser Beiträge zu den Themen Menschenbilder, Hermeneutik oder auch zum Gründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola. Hier geht es also mehr oder weniger tief hinab in die Philosophiegeschichte. Dabei begegnen dem Leser interessante Figuren (wie Helmut Plessner oder Immanuel Kant) im lesenswerten Beitrag von Bernd Birgmeier. Aber auch philosophische Richtungen wie die Hermeneutik, was wundert, ist sie nach Meinung des Rezensenten doch längst von der modernen Systemtheorie im doppelten Wortsinn überholt worden. Klaus Eidenschink sieht Manager und Coaches von der "Metaphysik" vereinnahmt - eine steile These, die den Rezensenten nicht überzeugen konnte. Anders Ferdinand Buer, der mit seiner, wenn auch nicht ganz frischen, weil schon im Jahre 2008 erstmals veröffentlicht, "dramatologischen Perspektive" Anregendes darlegt. Sich in die philosophischen Grundlagen des Coachings zu versenken, ist honorig. Allein, es verbleibt hier doch recht kursorisch.
Im Ethik-Teil fokussiert zunächst Herausgeberin Astrid Schreyögg den "ehrbaren Coach" (in Abwandlung des Jahrhunderte alten Konzepts vom ehrbaren Kaufmann). Herausragend in diesem Teil ist wieder der Beitrag von Ferdinand Buer. Auch Stefan Dobiasch, der Führungsethik und Coaching aus der psychologischen Warte fundiert beleuchtet, vermag Anregungen zu geben. Die vorliegende Auswahl mag der Bandbreite der Fragestellungen aber nicht gerecht zu werden. So vermisst der Rezensent in diesem Buchteil eindeutig relevante Diskurse wie den zur Managerverantwortung, wie ihn beispielsweise Ulrike Wolff angestoßen hat.
Im dritten Teil "Ideologiekritik" finden der Leser unter vier Beiträgen drei Reprints, darunter den "einäugigen" Beitrag von Klaus Eidenschink. Allein Peter Giesers psychodynamischer Beitrag über den "heimliche ‚Witz‘ der Korruption" bringt wieder neuen Erkenntnisgewinn. Davon hätte man sich mehr gewünscht.
Mit sechs, teilweise etliche Jahre alten Reprints aus der Zeitschrift OSC von insgesamt 16 Beiträgen findet man in diesem Sonderheft - insbesondere als OSC-Abonnent - eine relativ überschaubare Ausbeute zum Themenkomplex vor. Die Themen sind hochgehängt, vielleicht etwas zu hoch. Es hätten zahlreiche Inputs zur Genese des systemtheoretischen Paradigmas kommen können. Auch aus dem Feld der Ethik. Oder, Stichwort "Ideologie", zum Thema "Scharlatanerie". Der Nutzen dieses Sonderhefts hält sich für den Rezensenten daher in - überschaubaren - Grenzen.
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