Peter Röhrig, Martina Scheinecker

Lösungsfokussiertes Konfliktmanagement in Organisationen. Methoden und Praxisbeispiele für Konfliktlösung zwischen Einzelnen, in Teams und Organisationseinheiten.

Rezension von Björn Rohde-Liebenau

3 Min.

Peter Röhrig und Martina Scheinecker haben für das Buch „Lösungsfokussiertes Konfliktmanagement in Organisationen“ 25 Autoren zusammengebracht, die Tools aus ihrem Methodenkasten vorstellen. Da es sich um bekannte Namen des lösungsfokussierten Coachings handelt, sind die den Beiträgen nachgeordneten Verweise und Literaturangaben umfangreich. Mindestens ein Bericht aus der Praxis macht jede der Anleitungen anschaulich. Das Spektrum der Darstellung reicht von kurzen Lockerungsübungen bis zu Konzepten für mehrtägige Workshops.

Das Buch wendet sich explizit an „alle Menschen, die Konfliktmanagement in Unternehmen und anderen Organisationen kompetent unterstützen wollen “ Die Methodendarstellung setzt Erfahrung in Coaching und Lösungsfokus voraus. Da dem Buch eine ausführliche Heranführung sowohl an Coaching-Methoden als auch an eine lösungsfokussierte Haltung vorangestellt ist, werden sich Prozessberater, Organisations- und Personalentwickler, Projektleiter und Führungskräfte gleich imstande sehen, die eine oder andere Methode selbst einzusetzen. Der Hintergrund der Autoren ist ebenso breit wie der der Zielgruppe – es werden u.a. auch Aspekte der Theologie, Psychotherapie und des Rechts thematisiert.

Nach dem ermutigenden Einstieg hilft dem Leser eine Matrix, in der alle Beiträge in vier Kriterien eingeordnet werden: geeignet für Konfliktmanagement …

  • zwischen Einzelnen- im Team / zwischen Teams
  • bei Mobbing
  • durch Führungskräfte

An einem lösungsfokussierten Ansatz interessierte Mediatoren mögen sich jetzt fragen, weshalb auf den ersten Blick Mediation kein Thema im Buch zu sein scheint. Die Antwort liefert aus berufenem Mund der erste Satz des Vorworts: „Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung der Mediation, weil es die Handlungsoptionen für die Konfliktbehandlung erweitert …“ (Friedrich Glasl, S.7). Hier wird tatsächlich Mediation nicht gesondert dargestellt. Vielmehr kann jede der Maßnahmen einen Mediationsprozess unterstützen – nicht zuletzt vielleicht der beschriebene mehrtägige Workshop.

In einem zweiten Vorwort hebt Mark McKergow hervor, dass Geduld, Akzeptanz und Anerkennung zu den wesentlichsten Kompetenzen in der Konfliktbehandlung gehören. Es gelte, Zeit und Raum zu schaffen, gerade wo es hart zur Sache gehe. Dies solle die übergreifende Strategie beim Einsatz der im Buch gesammelten Interventionen sein.

Beim Mobbing, ein weiterer thematischer Schwerpunkt des Buchs, kommen Lösungsfokus und der „Shared Responsibility Approach“ aus einer vergleichbaren Haltung ohne Blick in die Vergangenheit zu guten Ergebnissen, weshalb der Beitrag von Heike Blum und Detlef Beck hier besonders hervorgehoben sei. Dieser geht auch besonders ins Detail, bis hin zu Vorschlägen für die Interaktion der Beteiligten. Hier wird ebenfalls der Unterschied zwischen einem systemischen und einem lösungsfokussierten Ansatz deutlich: Was auch immer war, was auch immer noch dazu gehört und wie das ineinandergreift – können wir jetzt einen neuen Weg gehen und doch zusammenarbeiten?

Verlag und Herausgeber sind für den einheitlichen und übersichtlichen Aufbau zu loben. Nach Kurzbeschreibung und technischen Hinweisen folgen Bemerkungen zum Anwendungsszenario, Vor- und ggf. Nacharbeiten, Phasenbeschreibungen, Erfahrungen und Kommentare. Eine weitere, sehr freundliche Form der Einordnung ist der regelmäßig am Ende der Beiträge zu findende „Dank an die Quellen“ – nicht selten Co-Autoren des Buchs. Wie bei dieser Reihe üblich, erhalten Leser auf der Webseite des Verlags Zugang zu einigen der Methoden.

Fazit: Lösungsfokussierung beim Konfliktmanagement ist die ganz hohe Schule. Dieses Buch bietet vielfältige Einstiege und einen breitgefächerten Methodenkoffer, um bei aller Lösungsfokussierung doch die notwendige Zeit und Raum zu schaffen, die jede Konfliktbehandlung oder Mediation erfordert.

Björn Rohde-Liebenau

Ombudsmann, Mediator und Coach
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