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Ulrich Siegrist

Experienzielles Coaching. Körper und Emotionen konstruktiv nutzen.

Rezension von Günther Mohr

3 Min.

Im Buch „Experienzielles Coaching“ geht es um die Nutzung des von Eugene Gendlin entwickelten Konzeptes Focusing im Coaching. Autor Ulrich Siegrist hat sein Werk mit dem erklärenden Untertitel „Körper und Emotionen konstruktiv nutzen“ versehen. 

In sieben Kapiteln wird eine Reise zum Coaching mit Unterstützung von Focusing beschrieben. Es beginnt mit einigen Grundlagen zur Wirkung von Coaching. Hier werden zwei bekannte Ansätze zitiert und als Fazit die zentrale Bedeutung der Beziehung zwischen Coach und Klient hervorgehoben. 

Anschließend wird die Idee des Focusing bei Gendlin beschrieben. Ein zentraler Begriff ist dabei der des „Felt Sense“, der „gefühlten Bedeutung“, wie es im Interview mit Siegrist in der Zeitschrift „Psychologie Heute“ (März 2023) genannt wird. Gendlin habe damit versucht, körperliche Empfindungen und Gefühle mit dem Denken zu verbinden. Der Ansatz von Gendlin hat noch eine tiefere Wurzel, nämlich bei Carl Rogers. Die drei Kernbedingungen seines personenzentrierten Ansatzes – Kongruenz, Wertschätzung und Empathie – bilden die Voraussetzung für die Selbstexploration, die zur zunehmenden Klärung innerer Prozesse führt. Der Felt Sense ist eine Fortsetzung hierzu und eine interessante Wahrnehmungsform, die eine innere Reaktion auf eine Gesamtsituation (Körper, Fühlen, Gedanken) umfasst. 

Eine Möglichkeit ist es, den Felt Sense zu einem Felt Shift zu entwickeln, der eine entscheidende Veränderung darstellen kann. Zentral für das experienzielle Coaching ist dabei der sechsstufige Prozess des Focusing – vom Raum schaffen in Entspannung über das Fühlen, das Symbolisieren des Gefühls bis hin zum Empfangen und Schützen des Focusing-Prozesses. 

Zur Veranschaulichung präsentiert Siegrist das Beispiel einer Situation zwischen einer Mitarbeiterin und Führungskraft, die sowohl innerhalb der Person als auch zum Umfeld Probleme aufzeigt. Er spricht von einer Trilemma-Situation. Dies wird ergänzt durch einzelne methodische Elemente der Vorgehensweise, die bekannte Gesprächstechniken (u.a. Zuhören, Appreciative Inquiry) umfasst. Ein Abschnitt zum Online-Arbeiten und eine Ermutigung zur eigenen Konzeptentwicklung schließen das Buch ab. 

Leider wird nicht ausgeführt, wie neurophysiologische Konzepte die komplexe Felt-Sense-Reaktion beschreiben und erklären, vor allem das Zusammenspiel der unterschiedlichen Zugangsweisen Körperempfindung, Gefühle und Denken. Zu diesem Thema zählt Siegrist die Stufen des Gehirns von Roth und Ryba auf, die aber aus meiner Sicht die Elemente des Felt Sense oder auch seinen speziellen Gehalt nicht fokussieren. 

Fazit: Insgesamt ein Buch mit vielen interessanten Impulsen. Ob das Konzept des Felt Sense zum Klienten bzw. Coach passt, muss im Einzelfall entschieden werden.

Günther Mohr

Hofheim
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