Andreas Kannicht, Bernd Schmid

Einführung in systemische Konzepte der Selbststeuerung.

Rezension von Dr. Michael Loebbert

3 Min.

Beraten als Kunst. – Die Autoren stellen die Metapher oder Analogie eines bildenden Künstlers voran. Ähnlich wie bildende Künstler über Techniken, Wissen und Werkzeuge verfügen sollten, ist das auch in der Beratung notwendig. Einzigartigkeit und Schönheit des Kunstwerkes oder ein gelingender Beratungsprozess entstehen aber erst durch eine „innere Suche“, die das gelernte Handwerk mit der konkreten Situation, der konkreten Herausforderung von Klienten verbindet. Dafür werden Konzepte und Modelle bereitgestellt. „Steuerungskonzepte […] sind Metakonzepte für das Navigieren in komplexen Beratungsprozessen. […] Diese Konzepte nähren schöpferische Beraterkraft auf sinnvolle, rationale Art“ (S. 17).

Die beiden bekannten Lehrer für Beratung am Institut für systemische Beratung Wiesloch (ISB-W) Andreas Kannicht und Bernd Schmid schöpfen aus ihrem Fundus von über 30 Jahren Lehrerfahrung. Im Kapitel über „Systemische Grundtechniken und Vorgehenseisen“ werden klassische systemische Interventionskonzepte in der Wieslocher Fassung vorgestellt: Fokussieren, Zuhören, systemische Fragen, Positionieren und narrative Rahmung in der Theatermetapher. „Feldspezifische Kompetenzen“ zählt zunächst einige Konzepte der Persönlichkeits-, Rollen und Interaktionstheorie im Coaching auf. Dieser Baustein wird durch weitere Perspektiven von Beratung im professionellen Bereich ergänzt: Teamentwicklung, Change, Führung und Supervision. Das Kapitel „Steuerungskonzepte höherer Ordnung“ zählt aus systemtheoretischer Sicht für Beobachtung zweiter Ordnung sozusagen Metametakonzepte auf: Persönlichkeitsmodelle, Kommunikationspsychologie, narrative Konzepte und Design. Im Einführungs- und im Schlusskapitel  werden diese aus einer systemischen Sicht von Beratung gerahmt.

Insgesamt sind die vorgestellten Konzepte eingängig als didaktische Modelle gefasst, grafische Umsetzung inklusive. Ihre langjährige Bewährung in der Ausbildungspraxis für Beratung ist spürbar. Die gut lesbare, kompakte Darstellung ermöglicht zudem den Gebrauch als Handbuch zum schnellen Nachschlagen und Auffinden. Gegenüber der aktuellen Beratungsliteratur, die sich überwiegend in Toolbüchern und Darstellung neuer Moden erschöpft, setzt das Buch auf die Perspektive der Steuerung von Beratungsprozessen. Aus Sicht des Rezensenten wird damit auch eine Verbindung zu aktuellen Forschungen zur Wirksamkeit von Beratung möglich, welche immer mehr die Frage der Steuerung in den Mittepunkt rückt. Darin widerspricht der Rezensent auch der Aussage der Autoren, dass Steuerungskonzepte (nur) mit „geronnenen Erfahrungen“ und „Vorlieben“ (S. 78) zu tun haben. Wissenschaftliche Bezüge können vielfältig hergestellt werden und sollten es auch. Darin wirkt eine gewisse Unentschiedenheit der Autoren, mal von „Konzepten“ mal von didaktischen „Modellen“ zu sprechen, deren Sammlung dann im Ergebnis etwas aufgelesen wirkt.

Fazit: Ein wirklich anregendes Buch, das zentrale Modelle für die Steuerung von Beratungsprozessen kompakt und gut lesbar zusammenfasst.

Dr. Michael Loebbert

Programmleiter Coaching Studies FHNW – Fachhochschule Nordwestschweiz
www.coaching-studies.ch
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