Günther Mohr

Einführung in die systemische Transaktionsanalyse von Individuum und Organisation.

Rezension von Jan-Christoph Horn

3 Min.

Günther Mohr, Psychologe, Coach und systemischer Berater aus Hofheim/Taunus, legt mit dem schmalen Büchlein eine grundlegende Einführung in eine systemische Transaktionsanalyse vor und zeigt deren Interventionsrepertoire für die Beratung von Individuum und Organisation.

Das tendenziell komplexitätsreduzierende Strukturmodell der Transaktionsanalyse (TA) und ein hypothesenbasierter systemischer Ansatz – wie geht das miteinander? Wenn zwei Gedankenwelten aufeinander bezogen werden, ist es richtig, dies konzeptionell und auch wissenschaftstheoretisch zu begründen. Dies tut Mohr ausführlich und redlich (S. 9–28). Für Mohr ist die TA eine Metatheorie, die nicht nur aus einzelnen Tools und Perspektiven besteht, sondern eine ausgereifte Wissensstruktur hat. Er beschreibt die systemische Wendung der TA und stellt diese als kybernetisches Konzept vor. Im Transaktionsprinzip von Kommunikation und Beziehung steht dann nicht ein psychoanalytisches Modell, das an Inhaltskonzepten orientiert ist, sondern ein konstruktivistischer Prozess im Vordergrund.

Der gebotenen Kürze der Buchreihe („Compact“) entsprechend kann in der Einführung nicht alles exploriert werden. Für den interessierten Leser wird aber einiges an Literaturverweisen geboten und im Anhang (S. 110–115) eine tabellarische Gegenüberstellung der grundlegenden Theoriegebäude gegeben.

Mohr betrachtet in zwei Durchgängen, was sich aus der TA für einen systemisch ausgerichteten Professional, insbesondere Berater und Therapeuten, herausholen lässt. Seine Darstellungen sind kenntnisreich und informativ. Der Bezug der TA auf systemische Kernbegriffe geht dabei Schlag auf Schlag, der Leser erhält aber eine gute Geländeführung.

Zur Bedeutung systemisch ausgelesener TA für individuelle Beziehungsprozesse (zweiter Hauptteil, S. 29–90) resümiert Mohr: „Die Ich-Zustands-Modelle sind als systemische Perspektiven auf die Person gut positioniert.“ (S. 49) Es lassen sich „viele Interventionswege für Beratung und Therapie ableiten.“ (S. 60) Dem systemischen Berater gefällt der gleichermaßen konzeptionell gehaltene Rahmen wie die pragmatische Nutzbarmachung, z.B. das Konzept des „neuen Ich-Zustands“ (S. 67) und das „Häuser-Modell“ (S. 74ff.)

Im dritten Hauptteil geht es um systemische TA in der Organisation (S. 91–108). Hervorgehoben werden intrapsychische Rollen in Organisationen und Transaktionsdynamiken im Organisationssystem. Auch das ist interessant, weil die Beschreibung von Transaktionsprozessen in Organisationen die Beratung dieser verlebendigt.

Fazit: Die TA auf systemische Beratung zu beziehen, ist eine originelle Idee. Sie gelingt, weil Mohr die TA als eine integrative Metatheorie versteht. Es mag sein, dass psychologisch ausgerichtete Transaktionsanalytiker sich darin zu wenig gesehen fühlen. Denn für Mohr bleibt jede Transaktion ein Konstrukt und die Analyse dessen gleicht der Beobachtung von Landkarten. Wer das als sein Beratungskonzept versteht, dem ermöglicht die systemische TA erweiterte Möglichkeiten der Beobachtung.

Jan-Christoph Horn

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