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Rudolf Stroß

Die Kunst der Selbstveränderung. Kleine Schritte – große Wirkung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Rezension von Professor Dr. Jörg Fengler

3 Min.


Der Titel macht neugierig - und ruft zugleich eine gewisse Skepsis hervor: Noch ein Buch zum Thema "Du kannst, wenn Du willst!" Und: "Everything is possible!"? Wie schon so viele andere, die dann doch nicht auch nur annähernd das gehalten haben, was der Titel in Aussicht stellte? Es gelingt dem Autor rasch, diese anfänglichen Bedenken zu zerstreuen.
Im ersten Abschnitt stellt er den im gesellschaftlichen Wandel unvermeidbaren Zwang zur ständigen Selbstveränderung und Neuanpassung dar. Diesen setzt er in Beziehung zu der Praxis der Krankschreibung (im Sinne von Krank-Schreibung) durch die Professionellen, die Hilfestellung für die Selbstveränderung anbieten, zum Teil durchaus durch die Herbei-Schreibung von Krankheiten auf dem Wege der Diagnostik. Dann stellt er die Kernthese seines Buches heraus: Selbstveränderung ist auf vielen Gebieten möglich. Sie erreicht bei nur begrenzter professioneller Anleitung in einer beachtlichen Zahl von Fällen die gleiche Wirksamkeit wie professionelle Hilfe.
Im zweiten Abschnitt wird die theoretisch-methodische Position dargestellt. Er wählt dabei eine theoretisch synoptische und methodisch eklektische Vorgehensweise. An erster Stelle berücksichtigt er Konzepte aus der Humanistischen Psychologie, der Verhaltenstherapie und der Systemtheorie. Damit knüpft er an ausgewiesene frühere Autoren an. C.G. Jung hatte schon in den 30er Jahren scheinbar lapidar bemerkt: "Wirklich ist, was wirkt!" Reinhard Tausch hatte sich in den 60er Jahren als Gesprächstherapeuten und Verhaltenstherapeuten bezeichnet, als diese Schulen noch emsig damit beschäftigt waren, kämpferisch ihre Positionen gegeneinander zu polarisieren. So entsteht in diesem zweiten Abschnitt des Buchs eine facettenreiche Darstellung der Selbstveränderung. Das ist der Komplexität des Gegenstandes angemessen. Denn natürlich: Der Helfer ändert den Klienten nicht von außen, sondern fördert dessen Selbstveränderung - in je individueller, paradigmenübergreifender Weise.
Im dritten Abschnitt lernen wird die Praxis-Grundlagen der Selbstveränderung des Autors kennen: Motivationsklärung, Analyse der inneren und äußeren Determinanten von Problem und Lösung, Ziele, Dosierung der Selbstkonfrontation sowie die Wahl des richtigen Zeitpunkts - lauter Kategorien, die in professioneller Hilfe und in Selbstveränderung von gleicher zentraler Bedeutung sind.
Abschnitt vier des Buches stellt das Kernstück des Buches dar. Hier beschreibt der Autor zwölf leicht anwendbare Strategien und illustriert diese anhand zahlreicher Beispiele. Dabei macht man die Bekanntschaft mit sehr originellen Vorgehensweisen, die Menschen, die eine Selbstveränderung durchführten, eigenständig entwickelt haben: lebendig, spontan, witzig, selbstironisch, oft klug, treffsicher und von guter Menschenkenntnis getragen. Der Autor kommentiert diese erfolgreiche Praxis anschließend oft aus theoretischer Perspektive.
Die beiden letzten Abschnitte des Buches zielen darauf ab, Leserinnen und Leser zur Tat anzuwerben. Mit guten Neujahrsvorsätzen ist es bekanntlich nicht getan: Es müssen ihnen Taten folgen. Der Autor geht auf Stockungen und Klippen in der Selbstveränderung ein. Er spricht nützliche Empfehlungen für den Fall von Stagnation und Misserfolg aus. Er schreibt über Widerstände, Kontra-Indikationen und Grenzen der Selbstveränderung. Diese Abschnitte runden das Buch in angemessener Weise ab, das in den ersten Abschnitten überwiegend von Erfolgen der Selbstveränderung berichtet hat. Man spürt, dass der Autor enthusiastisch auf diesem Gebiet arbeitet, und lernt nunmehr auch dessen gutes Augenmaß kennen: Nein, alles ist gewiss nicht möglich in der Selbstveränderung, aber doch vieles, was für den Leser neu, überraschend und hilfreich sein kann - im Selbstversuch wie auch im Coaching mit Führungskräften.

Professor Dr. Jörg Fengler

Humanwissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln
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