Wolfgang Filbert, Brigitta Fildhaut, Gudrun Happich, Friederike Höher, Wolfgang Krahé, Jasmin Messerschmidt, Britta Reinhardt, Cornelia Seewald, Heinz-Jürgen Weigt

Coaching im Mittelstand. Praxistipps und Anregungen für Coaches, Unternehmer und Führungskräfte.

Rezension von Günther Mohr

3 Min.

Nun liegt ein Sammelband zum Thema Mittelstands-Coaching vor. Neun Autoren präsentieren insgesamt dreizehn Aufsätze zum Themenbereich „Coaching im Mittelstand“. Die Beiträge reichen von eher theoretischen Gedankengängen bis hin zu sehr konkreten Fall- und Situationsschilderungen.

Was Mittelstand genau ist, ist gar nicht so leicht abzugrenzen. So werden darunter kleinere Einheiten wie Handwerksbetriebe bis hin zu größeren Unternehmen mit über tausend Mitarbeitern gefasst. Als Charakteristika werden Merkmale der Biografie des Unternehmens genannt, beispielsweise der Familienbesitz. Das Buch beginnt mit einigen grundlegenden Ausführungen zum Coaching im Mittelstand, worauf ein größerer Teil mit Beispielen folgt. Exemplarisch können hier leider nur einige Ansätze kurz erwähnt werden.  

Sehr persönlich, authentisch und daher auch fesselnd liest sich der Beitrag von Britta J. Reinhardt, die selbst als Unternehmertochter die Erwartungen, Phasen und auch Unsicherheiten der Generationen bei der kritischen Frage des Unternehmensübergangs beschreibt und dies gut mit theoretischen Konzeptionen in Zusammenhang bringt.

Birgitta Fildhaut beschreibt eine Konfliktlösung, bei der sie parallel während einer mehrjährigen Begleitung mit Team-Coaching zwei getrennte Einzel-Coachings von Konfliktparteien durchführt. Interessant ist hier die Frage, wieweit gerade die besondere Beziehungsnähe, die oft in mittelständischen Unternehmen vorhanden ist, dem Coach einerseits kreative Vorgehensweisen ermöglicht, ihm andererseits aber in diesem Multilevel-Coaching von Einzel- und Teamsystemen auch eine sehr herausfordernde Selbststeuerung hinsichtlich Abgrenzung, Allparteilichkeit etc. abverlangt.

Wolfgang Filbert und Friederike Höher gehen auf Resilienz-Coaching im Mittelstand ein. Sie beschreiben in diesem Zusammenhang die Anwendung konzeptioneller Modelle wie des Sozialkapitalansatzes und der Salutogenese. Sie bringen es auf den Punkt: „Die Herausforderung, kritische, unerwartete Situationen zu managen, ist für den Mittelstand von existenzieller Wichtigkeit.“ (S. 125)

Wolfgang Krahé vertieft in zwei Artikeln die Bedeutung der Beziehungsentwicklung zu sich selbst, zu anderen und zum großen Ganzen im Coaching. Die geschilderten Coaching-Beispiele lösen sich hier oft durch gute Ideen und kognitive Erkenntnisse. Vorher nicht in der Aufmerksamkeit Befindliches wird erkannt und führt zu Entwicklung. Zähe und schwierige Coaching-Prozesse mit anhaltender Emotionsfixierung sind ja gerade bei überschneidenden Systemen (persönliches, familiäres, unternehmerisches) nicht selten. Was dann?

Interessant wäre aus meiner Sicht auch noch, etwas darüber zu erfahren, wie sich die Kulturen des Mittelstandes, die oft auch weniger Bürokratie ausbilden als Großunternehmen, zu den neueren Formen agilen Managements verhalten, die ja ebenso versuchen, Starrheit fördernde Strukturen zu vermeiden. Aber diese beiden Punkte wären vielleicht etwas für einen Fortsetzungsband.

Fazit: Insgesamt bietet das Buch einen reichhaltigen Schatz an Coaching-Aspekten. Bei verschiedenen Autoren ist der Schreibstil naturgemäß unterschiedlich. Manche schreiben wissenschaftlich orientiert, andere adressieren den Leser direkt und geben ihm Empfehlungen. Manche sind begeisterte Mittelstandsfans, andere nüchterne Beobachter. So entsteht eine bunte Mischung, die sowohl für Menschen, die Coaching lernen wollen, aber auch für alte Hasen Anregungen und Diskussionsstoff bietet.

Günther Mohr

Hofheim
www.mohr-coaching.de
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