John Whitmore

Coaching für die Praxis. Wesentliches für jede Führungskraft. Staufen: Allesimfluss.

Rezension von Dr. Christopher Rauen

3 Min.

Das Werk wurde 1992 unter dem Original-Titel "Coaching for Performance" von dem ehemaligen Profi-Rennfahrer und heutigen Experten für die Einführung neuer Trainingsmethoden im Sport- und Unternehmensbereich Sir John Whitmore veröffentlicht.

Nachdem das Buch in den 90er Jahren auch in Deutschland beim Heyne-Verlag erschienen war, wurde es nach Auslaufen der Auflage nicht mehr neu aufgelegt. Dies hat sich nun geändert. Der allesimfluss-Verlag hat Anfang Februar 2006 das Buch neu und in überarbeiteter und erweiterter Auflage herausgegeben.

Whitmores Buch ist ein Klassiker. Seine Ausführungen basieren stets auf den von ihm in den Mittelpunkt seiner Überlegungen gestellten Begriffen von Bewusstsein und Verantwortung. D.h., es ist Whitmores Überzeugung, dass das Coaching immer als Mittel zur Förderung von Bewusstsein und Verantwortung des Gecoachten dienen muss, zugleich aber auch auf diesen beiden Fähigkeiten aufbaut. Die Rolle des Coachs wird dabei nicht mit der eines herkömmlichen Beraters oder Trainers gleichgestellt; vornehmlich fungiert der Coach vielmehr im Dialog mit dem Klienten als bewusstseinsfördernder Feedback-Geber.

Auffallend ist, dass Whitmore immer von einem überall anwendbaren, gleichen Coaching-Schema ausgeht, obwohl er durchaus zwischen verschiedenen Varianten, wie z.B. Coaching durch einen externen Berater, Coaching durch einen direkten Vorgesetzen oder Gruppen-Coaching usw. differenziert. So beschränkt er aus Gründen der Übersichtlichkeit seine Ausführungen hauptsächlich auf ein Coaching zwischen zwei Personen, da die dargestellte Vorgehensweise ja für alle Varianten des Coachings gleichermaßen gültig sein soll. Auch mögliche Beziehungsgefälle zwischen Coach und Klienten spielen für Whitmore keine Rolle; einschränkend weist er jedoch darauf hin, dass ein Mitarbeiter seinen Vorgesetzten bestenfalls "verdeckt" coachen kann.

Ausführlich wird hingegen auf die Gestaltung der konkreten Coaching-Sitzung eingegangen. Whitmore hat hierfür sogar ein eigenes Modell entwickelt, das sehr konkrete Vorgaben für den Coaching-Prozess macht.

Angaben wie Gesamtdauer, Zeitpunkt und Kosten werden dabei jedoch nicht gemacht. Auch in anderen Bereichen bleiben Fragen offen: Seine Bemerkung, dass die Coaching-Maßnahmen eines Managers bzgl. seiner Mitarbeiter nicht unbedingt als solche erkennbar sein sollten, verwundern um so mehr vor dem Hintergrund, dass Whitmore stets die Förderung von Bewusstsein und Verantwortung betont. In solcher Form kann das Coaching als - sicherlich nicht verantwortungsfördernde - Manipulation eingesetzt werden, von den Problemen bzgl. der Freiwilligkeit des Coachings ganz abgesehen. Eine Klärung dieses Widerspruches bleibt leider aus.

Fazit: Insgesamt gesehen hat Whitmores Ansatz seine Stärke hauptsächlich in der inhaltlichen Gestaltung und der Zielsetzung konkreter Coaching-Sitzungen. Dies ist insbesondere deswegen hervorzuheben, weil sich in den meisten anderen Veröffentlichungen zu diesem Thema selten derart konkrete Angaben finden. Viele andere Bereiche des Coachings werden von Whitmore hingegen nur - wenn überhaupt - kurz und teilweise undifferenziert behandelt. Zudem finden sich einige Widersprüche im Konzept, was eine Umsetzung des Ansatzes in Frage stellt. Wer jedoch vornehmlich Informationen zur Gestaltung einzelner Coaching-Sitzungen sucht, findet durchaus einige brauchbare Anregungen.

Dr. Christopher Rauen

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