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Monika Bessenrodt-Weberpals, Beate Hamer, Haiko Wandhoff, Stefanie Fuleda

Coaching als Türöffner für gute Lehre: Auf dem Weg zu einer studierendenzentrierten Lehr- und Lernkultur.

Rezension von Dr. Majana Beckmann

3 Min.

Coaching als Personal- und Organisationsentwicklungsmaßnahme erhält weiter Einzug in die Hochschullandschaft. An der HAW Hamburg wurde durch das Projekt „Lehren lernen – Coaching zur Verbesserung der Lehre“ (2010–2013) ein Angebot für Professoren geschaffen. Mit dem Ziel, die akademische Lehre zu verbessern, fügt es sich in den aktuellen Kontext des Bund-Länder-Programms „Qualitätspakt Lehre“ ein. Dass in diesem Professionalisierungsprozess Anliegen von Hochschullehrenden im Coaching bearbeitet werden können, bezeugt das vorliegende Buch.
Das zu rezensierende Werk beleuchtet das Projekt aus verschiedenen Perspektiven. Es gliedert sich in vier Teile und wird durch Materialien veranschaulicht. Teil I (Die Grundlagen des Coaching-Projekts, S. 11–82) beschreibt das Angebot. Dieses enthält ein verpflichtendes Einzel-Coaching für Neuberufene sowie ein Team-Coaching für Lehrerfahrene. Für ersteres wird über eine Ermäßigung des Lehrdeputats ein Anreiz geschaffen. Insgesamt werden damit über 30 Prozent der Lehrenden erreicht – eine wichtige Voraussetzung, um die Hochschulkultur durch einen gemeinsamen Dialog zu verändern. Ein Vergleich der akademischen PE-Angebote an norddeutschen Hochschulen belegt, dass Coaching stetig bekannter wird. Dieser positive Trend ist jedoch mangels Verstetigungen ungewiss. Die Qualität der Lehre macht das Projekt am Kriterium der Studierendenzentrierung fest. Die Hochschuldidaktik agiert als enge Kooperationspartnerin; inwiefern die „19 Prüfsteine guter Lehre“ in die Coachings einfließen, bleibt jedoch offen. Deutlich wird: Die externen Coaches verfügen über eine hohe Expertise und Feldkompetenz. Es ist zu hinterfragen, welche Rolle diese für den Prozess und das Vertrauen spielen. Kritisch ist anzumerken, dass Coaching mitunter als Instrument der Wissensvermittlung aufgefasst wird (vgl. S. 47). Hier wäre Coaching als ergebnisoffene Prozessbegleitung von einer inhaltsorientierten Beratung zu differenzieren.
Teil II (Die Bausteine in der Praxis, S. 83–159) beschreibt zunächst das Einzel-Coaching inkl. Lehrhospitation und Studierendengespräch. Hinsichtlich des Team-Coachings ist positiv zu erwähnen, dass Erfahrene und Neueinsteiger hier voneinander profitieren. Ein Gespräch mit der Projektleiterin zeigt, wie eine Beteiligung fördernde Haltung den Projekterfolg begünstigt.
In Teil III (Die Stimmen der Beteiligten, S. 151–183) macht der Bericht einer Studierenden deutlich, dass nicht nur die Lehr-, sondern auch die Lernkultur sich ändern muss, damit studierendenzentrierte Lehre wirksam wird. Die Sicht der Hochschullehrenden – in Form von Interviewergebnissen – zeigt, dass sie besonders die Außenperspektive und den didaktischen Input schätzen. Sehr erhellend ist das Interview mit den Coaches: Durchweg bezeugen sie ihre Freude an der Arbeit. Unterschiedlich wahrgenommen wurde eine thematische Festlegung auf die Lehre im Kontrast zu einem offenen Vorgehen. Diese Diskrepanz mag sich durch die Berührungspunkte der Hochschullehre mit verschiedensten Lebensbereichen erklären.
Teil IV (Ausblick, S. 185–187) beleuchtet die Zukunft an der HAW. Geplant ist eine interne Verankerung des Angebotes, für das künftig Hochschulangehörige zu sog. Team-Coaches ausgebildet werden. Die geschätzte Außenperspektive könnte dabei abhanden kommen.
Fazit: Das Buch liefert einen lebendigen Bericht über das Coaching-Projekt an der HAW Hamburg und zeigt Chancen und Herausforderungen für das Format Coaching an Hochschulen auf.

Dr. Majana Beckmann

Dr. Majana Beckmann
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