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Daniel Pauw

Beziehungsgestaltung im interkulturellen Coaching. Eine erste empirische Annäherung.

Rezension von Dr. Christine Kaul

2 Min.

Beziehungsgestaltung gilt vielen als der mächtigste Wirkfaktor im Coaching-Prozess. Die zunehmende kulturelle Diversität insbesondere im internationalen Führungskräfte-Coaching stellt Coaches vor die Frage, welchen Einfluss diese Tatsache auf das Gelingen der Coaching-Beziehung haben wird. Kulturelle Unterschiede waren – wie Daniel Pauw richtig feststellt – allerdings schon immer ein Faktum im Coaching, allein schon wegen unterschiedlicher Herkunftskontexte von Coach und Klient, ohne dass dies aber in bedeutsamem Umfang in die Coaching-Forschung eingeflossen wäre. Pauw zielt mit seiner Masterarbeit darauf, mit einem qualitativen Forschungsdesign einen ersten Schritt zur Erhellung des Phänomens zu tun.

Der Autor trägt zunächst Grundlegendes zu Coaching/Psychotherapie, Interkulturalität und Wirksamkeitsforschung zusammen: eine lesenswerte Tour d’Horizon insbesondere für Einsteiger ins Thema.

Die folgenden Kapitel widmen sich der eigentlichen empirischen Untersuchung und den Ergebnissen. Pauw führte mit zehn Coaches halbstrukturierte Interviews anhand eines offenen, flexibel zu handhabenden Leitfadens. Die Interviewten rekrutieren sich aus unterschiedlichen Nationalitäten und Kulturen, im wahrsten Sinn weltweit: Europa, Asien, Nordafrika, USA etc. Die Interviews wurden anschließend transkribiert (wobei eine Ausbeute von 41 Seiten bei zehn Gesprächen doch recht mager erscheint).

Die Transskripte wurden anhand von vier Kategorien mit weiteren 15 Subkategorien analysiert: Grundannahmen des Coachs, Anbahnung der Arbeitsbeziehung, Arbeitsbeziehung, Coaching-Ausbildung. Für Pauw stellt das differenzierte Kategoriensystem nachvollziehbarer Weise ein erstes und wesentliches Ergebnis seiner Arbeit dar.

Kulturelle Unterschiede haben einen deutlichen Einfluss auf die Beziehungsgestaltung, aber – resümiert der Autor – wann und wie kulturelle Diversität diesen Einfluss ausübt, lässt sich nicht verallgemeinernd beantworten. Ernüchternd daher die leider triviale Aussage, dass es von Situation, Coach und seinem Coaching-Ansatz abhängt, wie sich die Beziehung gestaltet. Vertrauen und das Schaffen eines gemeinsamen Bezugsrahmens beweisen sich auch im interkulturellen Coaching als wesentliche Voraussetzungen für erfolgreiche Arbeit.

Fazit: Pauw legt einen gut lesbaren Beitrag zur Erforschung der Bedeutung von Interkulturalität im Coaching vor. Ein Beitrag, der allerdings aus seiner Entstehungssituation heraus und aufgrund des begrenzten Erhebungsmaterials tatsächlich nur ein erster Denkanstoß sein kann.

Dr. Christine Kaul

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